Stark durch Corona | #1 Die Krise akzeptieren
Warum es so wichtig ist, in der neuen Realität anzukommen…
Die Corona-Krise ist wie ein déjà-vu für mich. Die Parallelen zu meiner Entführung vor 20 Jahren sind frappierend! Ich kenne die psychischen Herausforderungen, vor denen viele Menschen aktuell stehen und in den kommenden Wochen stehen werden. Das schreibe ich voller Zuversicht, denn ich habe meine Entführung in den Dschungel ja schließlich unbeschadet überlebt. Daher übertrage ich meine Dschungelstrategien nun auf die aktuelle Lage, weil ich Menschen dabei unterstützen möchte, stark durch die Corona-Krise zu kommen und am Ende sogar gestärkt daraus hervorzugehen.
Zunächst war Corona „irgend so ein Virus in Wuhan“ – lediglich Fernsehbilder aus der Ferne. Plötzlich: „Oh, jetzt fällt hier eine Party aus!“ – naja, halb so schlimm. Nun ist sie da, die Krise – nichts ist mehr so wie es war: Infizierte und Tote in Deutschland, Homeoffice mit Kindern zu Hause, Auftragsflaute für Freiberufler – jeder mit seinem persönlichen Schicksal. Warum gerade jetzt, als endlich Urlaub in Sicht war, es freiberuflich gerade aufwärts ging, ich gerade erst von einer Operation gesundet war… Hätte man doch nur auf die chinesischen Forscher gehört, die Corona kommen sahen, dann wäre das alles nicht passiert! Hätte, könnte, wäre… und jetzt?
Als man uns vor 20 Jahren aus dem (Taucher-)Paradies entführte, waren die Reaktionen ähnlich: Erst dachte ich „die wollen uns bestimmt nur ausrauben, das ist schnell vorbei – Hauptsache ich bin pünktlich zurück zum Projektstart im Job“. Als die bewaffneten Männer uns in die Boote trieben und vom Strand ablegten, war klar – wir starten in ein lebensgefährliches und unberechenbares Abenteuer. „Warum gerade ich?“, dachte ich, wie viele andere Geiseln auch. Hätten wir doch nur den Nachttauchgang mitgemacht, wie ursprünglich geplant, dann wären wir jetzt unter Wasser, statt in der Hand von Kriminellen. Hätte, könnte, wäre…
Der innere Wendepunkt
Es gibt diesen Moment, in dem man die Krise als solche realisiert: So wie bisher geht es nicht weiter! Am liebsten würden wir nun die Zeit zurückdrehen und alles ungeschehen machen. Doch all das „hätte, könnte, wäre“ ändert nichts an der aktuellen Situation. Es ist nur allzu menschlich und dennoch Energieverschwendung – man kann nichts ungeschehen machen. Statt mit dem Schicksal zu hadern und die Energie in die Vergangenheit zu lenken, sollte man sich schnellstmöglich darauf fokussieren, das Beste aus der neuen Realität zu machen. Erst wenn wir mit dem Verlorenen abgeschlossen haben, mit den entgangenen Chancen, den geplanten Vorhaben, den zerplatzten Hoffnungen – erst dann können wir effektiv mit den anstehenden Herausforderungen umgehen.
Was half mir also, mein Schicksal als Geisel zu akzeptieren und stark durch die Krise meiner Entführung zu kommen? Zum einen realisierte ich den (Tod-)Ernst der Lage: es ging ums Überleben – da gab es gar nichts schönzureden oder zu relativieren! Zum anderen fragte ich mich, ob ich aus dieser Extremerfahrung vielleicht etwas für mein Leben danach lernen kann. Ich hatte zwar immer noch Angst um meine Zukunft, aber zugleich auch eine gewisse Neugier für alles was kommt. Vielleicht steckt in all dem ja auch eine Chance für meine persönliche Entwicklung?
In Krisensituationen hilft die Haltung „Wer weiß, wofür es gut ist?“. Dabei geht es ausdrücklich nicht darum, die Situation schönzureden! Im Gegenteil, es ist wichtig den Ernst der Lage zu erkennen, statt ihn zu verleugnen. Doch Jammern und Hadern hilft eben auch nicht. Je schneller man die anstehende Herausforderung annimmt, desto schneller wird man handlungsfähig. Oder anders: Es gilt schnellstmöglich aus der Opferrolle rauszukommen und rein ins Gestalten. Denn wer handelt, der fühlt sich kraftvoll statt ausgeliefert.
Die Krise akzeptieren
- Akzeptieren Sie die neue Realität – die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.
- Falls Sie mit Ihrer Lage hadern („Warum gerade ich? Hätte, könnte, wäre…“), schreiben Sie Ihre Gedanken auf, z.B. in eine Email (die sie ja nicht abschicken müssen). Damit bekommen Sie Ihren Kopf frei und lassen Druck ab. Als Geisel hat mir damals Tagebuchschreiben sehr geholfen.
- Wenden Sie Ihren Blick nach vorne, z.B. mit dem Gedanken „wer weiß, wofür es gut ist“.
Wie Sie trotz Corona nicht den Kopf verlieren, da zu mehr im Impuls #2 „Nur nicht den Kopf verlieren“.
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